Sonderband 2 der Beiträge zur Marx-Engels-Forschung NF. Editorial

Erfolgreiche Kooperation: Das Frankfurter Institut für Sozialforschung und das Moskauer Marx-Engels-Institut (1924–1928). Editorial

Mit dem vorliegenden Band wird die Reihe der Sonderbände innerhalb der Beiträge fortgesetzt, die sich mit der Geschichte der ersten und zweiten historisch-kritischen Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA) befassen. Nachdem der erste Band dem Direktor des Moskauer Marx-Engels-Instituts und ersten Herausgeber der MEGA, David Borisoviè Rjazanov, gewidmet war, stehen im Mittelpunkt des zweiten Bandes die Kooperationsbeziehungen zwischen seinem Institut und dem Frankfurter Institut für Sozialforschung in den Jahren von 1924 bis 1928. Dieser zeitliche Rahmen ist gesetzt durch die Eröffnung des Frankfurter Instituts, die Berufung Carl Grünbergs als Direktor und dem Abschluss einer Vereinbarung zwischen beiden Instituten im Sommer 1924 auf der einen und durch die Auflösung des von beiden Seiten abgeschlossenen Gesellschaftsvertrag über die Marx-Engels-Archiv-Verlagsgesellschaft mbH im Herbst 1928 auf der anderen Seite. In der hier erstmals dokumentierten Korrespondenz werden vor allem jene Aspekte der Zusammenarbeit behandelt, die die Herausgabe der ersten MEGA betreffen.

Den Anstoß zur Dokumentation des Briefwechsels zwischen den Leitern der beiden wissenschaftlichen Einrichtungen und ihrer engsten Mitarbeiter erhielten wir, nachdem die Moskauer Kollegin Galina Danilovna Golovina, selbst überrascht von ihrem Fund, die bis Anfang der 90er Jahre im ehemaligen Zentralen Parteiarchiv der KPdSU, heute Russisches Staatliches Archiv für Sozial- und Politikgeschichte (RGA) unter Verschluss gehaltene Korrespondenz der Direktion aus den 1920/30er Jahren zugänglich machte. Mit Beginn des Projekts zur MEGA-Geschichte und der Suche nach einzelnen Briefen im RGA entstand die Notwendigkeit, den gesamten Bestand der Korrespondenz der Direktion des Marx-Engels-Instituts bzw. des Marx-Engels-Lenin-Instituts aus den Jahren von 1921 bis 1938 neu zu ordnen und zu inventarisieren, eine Aufgabe, die Galina Golovina dankenswerter Weise übernahm. Allein die hier ausgewertete Korrespondenz umfasst über dreitausend Blatt. Aus ihr mussten die für das Thema dieses Bandes entscheidenden Briefe ausgewählt werden, die hier zum vollständigen bzw. auszugsweisen Abdruck gelangen. In die Veröffentlichung einbezogen wird ebenfalls die persönliche Korrespondenz von Carl Grünberg, Felix Weil mit David Rjazanov und Ernst Czóbel. Darüberhinaus werden wichtige Beilagen zu ihren Briefen, in den meisten Fällen Briefe aus dem Parteivorstand der SPD (vor allem von Adolf Braun und Wilhelm Dittmann) sowie von Eduard Bernstein und Gustav Mayer veröffentlicht, die für das Verständnis der Editionsarbeiten an der MEGA notwendig sind.

Die Veröffentlichung der über 150 Briefe und Dokumente wurde von Galina Golovina und Rolf Hecker vorbereitet, die Einführung von Rolf Hecker verfasst, in einzelnen Abschnitten unter Mitwirkung von Diethard Behrens. Die Herausgeber sind für kritische und ergänzende Hinweise dankbar.

Das Projekt erfuhr vielfältige Unterstützung. Der Direktor des RGA, Dr. Kirill Michailoviè Anderson, gab freundlicherweise die Zustimmung zur erstmaligen Veröffentlichung der Dokumente in einer gemeinsamen Publikation. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin hat das Projekt seit Oktober 1999 gefördert. Das Internationale Institut für Sozialgeschichte Amsterdam ermöglichte die Auswertung der die Geschichte des SPD-Archivs betreffenden Dokumente. Die MEGA-Arbeitsgruppe im Russischen unabhängigen Institut für soziale und nationale Studien in Moskau stellte die überlieferten Redaktionsunterlagen der ersten MEGA zur Verfügung. Der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt/M. ist, wie auch den bereits genannten Institutionen, für die Reproduktionen der beigegebenen Abbildungen zu danken. Die Mitarbeiterinnen der Bibliothek in der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv Berlin (SAPMO) und der Russischen Staatlichen Gesellschaftspolitischen Bibliothek Moskau (ehemals Bibliothek des Instituts für Marxismus-Leninismus) unterstützten hilfreich die Literaturrecherchen.

Besonderer Dank gilt Anna Czóbel (Budapest) und Prof. Wolfgang Leonhard (Manderscheid/Eifel) für die freundlichen Auskünfte über ihre Familiengeschichte sowie Prof. Michael Buckmiller (Hannover), der seinen Briefwechsel mit Kuzuo Fukumoto zur Verfügung stellte. Mitgliedern und Freunden des Berliner Vereins zur Förderung der MEGA-Edition e.V. herzlichen Dank für die vielfältigen Hinweise für die Endredaktion.